1. Obergeschoss - Raum 18

Krippenraum

Krippenraum-1

Ehemaliger Küchenraum mit Weihnachts- und sogenannten „Fastenkrippen“, panoramahaft eingebauten Darstellungen der Weihnachts- und Leidensgeschichte, sowie des ersten Pfingstfests. Die Figuren, bekleidete Gliederpuppen mit Köpfen, Händen und Füßen aus Holz, gehörten wahrscheinlich einmal dem Überlinger Franziskanerkloster; im Franziskanerorden hatte man den Krippendienst seit der Weihnacht von Greccio 1223 wohl stets gepflegt.

Krippen

Unter Krippen versteht man anschauliche, figürlich-räumliche Darstellungen der Weihnachts- und – seltener – der Leidensgeschichte Jesu. Die Weihnachts- und Fastenkrippen sind zur Meditation, zum Miterleben der heiligen Geschichten und zur häuslichen Andacht bestimmt. Um dies zu erleichtern, sind die Szenen oft in eine Umgebung verlegt, die den Gläubigen vertraut ist.

Im 14./15. Jahrhundert entstanden, wurden Krippen zur Weihnachts- bzw. Fasten- und Osterzeit in Kirchen, seit dem 16. Jahrhundert auch im häuslichen Umfeld aufgestellt. Die Blütezeit der kirchlichen Krippen ist im 18., die der privaten im 19. Jahrhundert.

Die Krippe als Darstellungsform der biblischen Berichte geht zurück auf Franz von Assisi, der 1223 das hl. Geschehen im Walde von Greccio mit lebenden Personen und Tieren nachspielen ließ, auf Mysterienspiele und die spätgotische Altarkunst.

Wichtige Anregungen zur Ausbildung der bühnenmäßigen Darstellung, die um 1600 aus Süditalien über Tirol nach Mitteleuropa gelangte, gingen vom Geistlichen Theater aus. Nicht zufällig förderten neben den Franziskanern vor allem die Jesuiten, die das Theater gezielt einsetzten, auch die Krippen: Die frühesten nachweisbaren Stücke diesseits der Alpen standen in den Jesuitenkirchen zu Prag (1562) und München (1603). Der Kunsthistoriker Rudolf Berliner bezeichnet Krippen zu Recht als „gefrorenes Theater“.

Ihre Verbreitung förderten in der Folgezeit neben der gegenreformatorischen Kirche auch Adel und Bürgertum. Während der Hochblüte der kirchlichen Krippe im 18. Jahrhundert hielt sie Einzug ins häusliche Umfeld. Damit ging eine steigende Produktion einher – Krippenmärkte und die Herstellung von Kleinserien sind z. B. um 1750 in Wien und München nachweisbar.