Badisches Zimmer
Einst Dienerschaftszimmer, heute ausgestattet mit bäuerlichen Möbeln aus Überlingen und Umgebung vom 17. bis 19. Jh. Original bemalte Balkendecke des 17. Jahrhunderts.
Die Badische Zeit
Mit der Auflösung des Hl. Römischen Reichs 1803/6 endete die reichsstädtische Zeit Überlingens. Es gehörte mit allen weltlichen und kirchlichen Vermögen zu den Gütern, die Baden als Entschädigung für linksrheinische Gebietsverluste erhielt. Unter Carl Friedrich von Baden (1728-1811), der bis 1803 als Markgraf, 1803-1806 als Kurfürst und 1806-1811 als Großherzog regierte, wurde Überlingen zu einer badischen Landstadt, die zum „Seekreis“ gehörte.
Großherzog Leopold I. (1790-1852), Sohn Carl Friedrichs, ist mit seiner Frau Sophie bis heute in Überlingen gegenwärtig: Die Landeseltern gestatteten, dass die 1832 eröffnete „Leopold-Sophien-Bibliothek“ diesen Namen tragen dürfe – Überlingen war die erste badische Stadt mit einer kommunalen Bücherei.
Waffenfähige Überlinger kämpften in den großherzoglich-badischen Aufgeboten zunächst auf der Seite Napoleons, dann in den so genannten Befreiungskriegen 1813-1815 gegen ihn. Die 1821 durch den 1815 gegründeten Deutsche Bund erlassene Kriegsverfassung sah ein Heer vor, das aus Kontingenten der Mitgliedsstaaten bestand. Um im Kriegsfall gerüstet zu sein, mussten diese auch in Friedenszeiten bereit stehen. Zum Badener Kontingent gehörten auch Überlinger Artilleristen (Kanoniere), Kavalleristen und Infanteristen.
1848 erhoben sich in weiten Teilen Europas Menschen gegen die obrigkeitsstaatlichen Monarchien – in Deutschland zuerst in Baden. Ein bedeutender Kopf der gescheiterten „Badischen Revolution“ 1848/49 war der Politiker Friedrich Hecker (1811-1881). Er rief 1848 in Konstanz die Republik aus und zog mit Aufständischen nach Karlsruhe. Der „Heckerzug“ wurde bei Kandern im Schwarzwald durch Truppen des Deutschen Bundes unter General Friedrich von Gagern geschlagen.